Haarausfall, Akne, Gewichtszunahme: Das Post-Pill-Syndrom schockt Frauen, die nach vielen Jahren konsequenter Einnahme die Pille absetzen. Was du tun kannst, liest du hier!

Was ist das Post-Pill-Syndrom?

Von dem Post-Pill-Syndrom wird gesprochen, wenn Frauen nach dem Absetzen der Pille plötzlich über körperliche und seelische Beschwerden klagen, die unter der Einnahme der künstlichen Hormone nicht aufgetreten sind. Dazu zählen Symptome wie:

  • Ausbleiben der Periode (Amenorrhoe)
  • Haarausfall
  • Akne
  • Gewichtszunahme
  • Gewichtsabnahme
  • Depressionen 
  • starke Stimmungsschwankungen
  • Leistungsabfall
  • Kopfschmerzen
  • starke Regelschmerzen

Weiter unten im Text gehe ich noch einmal etwas genauer auf diese Symptome ein.

Warum tritt das Post-Pill-Syndrom auf?

Der größte Fehler im Verständnis vom Post-Pill-Symptom ist, zu glauben, dass die Pille diese Beschwerden ja die ganze Zeit verhindert hätte. Viele Frauen sind schockiert über die Symptome und beginnen aus Verzweiflung die Einnahme erneut – oftmals auch auf Anraten der Gynäkologinnen.

Die Einnahme der Pille hat über viele Jahren verhindert, dass du über einen normalen Zyklus und einen normalen Hormonhaushalt verfügst. Die künstlichen Hormone versetzt deinen Körper grundsätzlich in die Lutealphase, der zweiten Zyklushälfte. In dieser ist es unmöglich, schwanger zu werden. 

Merke: Einen Eisprung und eine richtige Menstruation gibt es unter Einnahme hormoneller Verhütungsmittel nicht!

Die scheinbare Periode in der Pillenpause nennt sich Abbruchblutung. Sie hat tatsächlich nur den Sinn dir das Gefühl zu geben, dass du einen normalen Zyklus mit Menstruation hast.

Wenn du bereits in der Pubertät die Pille genommen hast, hatte dein Körper vermutlich noch nie einen eigenen Zyklus. Er weiß nicht, wie das so läuft mit der (Un-)Fruchtbarkeit und muss lernen, die unterschiedlichen Zyklusphasen auszubilden. Dafür braucht der Körper unter der Pubertät tatsächlich Jahre. Meine Gynäkologin sagte damals:

Genau in diesem Zustand befinden Sie sich nun wieder. Es ist eine Reise zurück in die frühen Teenager-Jahre.

Das traf es ziemlich gut.

Es kommt zunächst zu einem großen Durcheinander der Hormone, das die genannten Symptome zur Folge hat.

Wie lange dauert das Post-Pill-Syndrom?

Glücklicherweise braucht unser Körper nicht nochmal viele Jahre dafür. Jedoch ist es nicht selten, dass es über ein Jahr dauern kann bis dein Zyklus einwandfrei funktioniert. Das war bei mir leider auch der Fall. Heute weiß ich, wie ich meinen Körper bei hormonellen Störungen unterstützen kann. 

Lies auch hier: 3 Tipps um deinen Hormonhaushalt zu regulieren

Bei den meisten Frauen dauert das Post-Pill-Syndrom etwa drei bis neun Monate – im Schnitt also ein halbes Jahr. Zudem sind die Ausprägungen sehr unterschiedlich. Während manche lediglich über Hautunreinheiten und etwas Kopfschmerzen klagen, verfügen andere monatelang über keine einzige Regelblutung. Hier ist das Hormonchaos on fleek.

Wann tritt das Post-Pill-Syndrom auf?

Viele Frauen rechnen direkt nach dem Absetzen mit den Symptomen des Post-Pill-Syndroms. Bei manchen kommen sie dann auch. Es geht aber auch anders: Viele sind überrascht, wenn sie noch zwei bis drei Monate lang über den exakten “Zyklus” verfügen, den sie von ihrer Pilleneinnahme kennen und wiegen sich symptomfrei in Sicherheit. 

Doch plötzlich treten erst nach diesen Zyklen erste Symptome auf und verschlimmern sich Zyklus für Zyklus. Wenn du nach einem halben Jahr noch keine Symptome bemerkt hast, kannst du so langsam aufatmen. Dann konnte dein Körper seinen Hormonhaushalt vermutlich schnell regulieren.

Post-Pill-Syndrom Symptome: Damit kannst du rechnen

Nach dem Absetzen der Pille oder anderen hormonellen Verhütungsmittel kann es zu einer Reihe von Symptomen kommen, die dem Post-Pill-Syndrom zuzuschreiben sind.

Ausbleiben der Periode / unregelmäßige Zyklen

Eines der häufigsten Symptome: Bisher bist du den “Zyklus” unter der Pille gewöhnt und konntest sehr genau mit deiner Blutung planen. Doch nach dem Absetzen der Pille entstehen plötzlich lange 30-40 Tage-Zyklen – oder die Menstruation bleibt komplett für ein paar Monate weg. 

Diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Erst bekam ich sie lange gar nicht, dann waren meine Zyklen zunächst 40 Tage lang. Erst Zyklus für Zyklus näherte ich mich einem Zyklus von 31 Tagen an – dabei blieb es dann im Schnitt.

Lies auch: Zu langer Zyklus? 7 Gründe, warum deine Periode nicht kommt

Haarausfall durch Post-Pill-Syndrom

Auch dieses Symptom plagte mich und ich hatte wirklich damit zu tun: Meine sowieso schon dünnen Haare verstopften plötzlich bei jeder Haarwäsche den Duschabfluss – auf meinem Kopf wurde es hingegen immer lichter. Erst nachdem sich die Hormone regulierten, wuchsen die Haare wieder nach – es dauerte. Sie wurden zwar nie mehr so voll wie unter der Pille, sind aber heute viel gesünder.

Du findest in diesem Blog-Magazin auch einen Artikel über Haarausfall nach der Schwangerschaft und dem Stillen.

Akne nach Absetzen der Pille

Vor diesem Symptom ängstigen sich die meisten Frauen. Haben sie nicht damals mit der Einnahme der Pille begonnen, weil ihre Haut in der Pubertät so schlecht wurde? Die pubertäre Akne kann tatsächlich erneut auftreten. Sie ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass dein Hormonhaushalt noch nicht im Gleichgewicht ist.

Tatsächlich hatte ich kaum Probleme mit Hautunreinheiten. Meine Haut war in der Zeit deutlich öliger und kurz vor der Periode kam es mal zu dem einen oder anderen Pickel – ich persönlich neige dazu einfach nicht.

Gewichtszunahme und Gewichtsabnahme

Die Pille greift mit den künstlichen Hormonen stark in den Stoffwechsel ein. Tatsächlich litt ich unter Wassereinlagerungen, ohne es zu wissen. Nach dem Absetzen der Hormone fühlte es sich so an, als würde mein Körper nach und nach abschwellen. Mein Gesicht wurde schmaler, meine Finger auch und auch auf der Waage zeigten sich plötzlich ein paar Kilo weniger – ganz ohne Diät.

Es kann aber auch das Gegenteil passieren: Die Hormonumstellung kann für Heißhungerattacken sorgen und somit ein paar Kilo mehr begünstigen. 

Psyche: Depression / Stimmungsschwankungen

Wie sehr die Hormone unsere Stimmung steuern wird dir bewusst werden, wenn dein Zyklus über viele Monate hinweg wieder gut funktioniert. Je nach Zyklusphase wirst du dich total gut gelaunt und fröhlich oder zurückgezogen und ruhig fühlen. 

Nach dem Absetzen ist Chaos im Stimmungshaushalt vorprogrammiert. Sei nicht überrascht, wenn du plötzlich sehr viel zweifelst oder dich am liebsten vergraben willst. Auch Ängste sind nicht selten. Lass dir professionell helfen, wenn es dir nicht gut geht!

Es wird besser, wenn sich dein Zyklus einpendelt – versprochen!

Starke Regelschmerzen & starke Regelblutung

Oh ja, ich kenn’s zu gut. Lange dachte ich, dass das bei mir nun einmal so ist und ich ohne Schmerzmittel nicht durch meine Periode komme. Und: Je länger der Zyklus, desto stärker waren die Schmerzen und Blutungen. Hier musste ich sehr aktiv an meiner Lebensweise arbeiten, um eine normal starke Periode mit normalen Beschwerden zu empfinden.

Aber: Es geht. Es ist also hier besonders wichtig, deinen Körper zu unterstützen.

Lies sonst auch für dein Verständnis einmal nach, welche Aufgabe die Periode eigentlich hat:

Menstruation: Was genau passiert bei der Regelblutung?

PMS (Prämenstruelles Syndrom)

Unter PMS, dem prämenstruellen Syndrom, sind verschiedene Symptome gemeint, die an den Tagen vor deine Periode auftreten und sich vor allem in Kopfschmerzen, sehr schlechter Stimmung, Kopfschmerzen, Heißhunger-Attacken, Schlafstörungen u.ä. äußern. Diese Symptome können auch dann noch auftreten, wenn du das Post-Pill-Syndrom längst überstanden hast. 

Mir waren diese Symptome anfangs sehr fremd und ich konnte sie nicht einordnen. Je mehr ich über meinen Zyklus lernte, desto mehr verstand ich auch meine PMS-Symptomatiken. Auch diesen kannst du mithilfe eines veränderten Lebensstils zu einem großen Teil entgegenwirken. Dazu weiter unten mehr.

PCO-Syndrom (Polycystische Ovarialsyndrom)

Unter PCO werden wiederum eine Reihe von Symptomen verstanden, denen vor allem einem Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen zugrunden liegen. PCO tritt nach dem Absetzen der Pille recht häufig auf und bündelt Auswirkungen wie Haarausfall am Kopf, vermehrter Haarwuchs (zB Oberlippenbart), Zyklusstörungen bis zum Ausbleiben der Regelblutung, Akne. Sehr häufig sind übergewichtige Frauen vom PCO-Syndrom betroffen. Zeitgleich werden Frauen mit PCO nur sehr schwer schwanger.

Eine Veränderung der Essgewohnheiten und des Lebensstils können dir dabei helfen, symptomfrei zu werden.

PCO wird jedoch oft fehldiagnostiziert: Die Symptome sind oft darauf zurückzuführen, dass eben aufgrund des Absetzens der Pille ein Hormonchaos mit langen Zyklen etc. entstanden ist. Nicht immer muss es direkt das PCO-Syndrom sein. Gib deinem Körper Zeit, sich zu regulieren!

Ich hatte diese Diagnose nie (habe auch kein Übergewicht), jedoch passen die Symptome teilweise auch auf meine Symptomatiken. Alles hat sich binnen einiger Monate reguliert – ohne Medikamente.

Post-Pill-Syndrom Behandlung: Was du tun kannst!

Nach einer Reihe abschreckender Symptome komme ich nun zum spannenden Teil: Was kannst du gegen das Post-Pill-Syndrom tun?

Post-Pill-Syndrom vorbeugen

Ja, du kannst damit bereits beginnen, bevor du überhaupt die Pille abgesetzt hast. Dazu gehört auch das Verständnis, dass dein Körper ein wenig Unterstützung bei der Hormonumstellung gebrauchen kann – vor allem mit einem gesunden Lebenstil. Achte vor dem Absetzen vor allem darauf:

  • Setz die Pille nicht ab, wenn du gerade unter chronischem Stress leidest. Stress ist einer der größten Faktoren, die sich negativ auf die Regulation deines Hormonhaushalts auswirken. Warte lieber ab, wenn du gerade in der Prüfungsphase oder Hochzeitsvorbereitungen steckst oder eine schwierige Zeit durchstehst.
  • Wenn du auf dein hormonelles Verhütungsmittel verzichten willst, ist ein regelmäßiger Tag-und-Nacht-Rhythmus mit ausreichend Schlaf ebenfalls von großer Bedeutung. Durchzechst du aktuell viele Nächte und bekommst nur selten zu ausreichend Schlaf, ist der Zeitpunkt ungünstig.
  • Ein gesunder Lebensstil mit weitestgehendem Verzicht auf Genussgifte wie Alkohol, Koffein und Nikotin ist sehr förderlich, um deine Organe zu schonen und sie für die große Herausforderung “Hormonumstellung” vorzubereiten. Bist du dafür bereit?

Ich habe übrigens während des Studiums mit zeitfüllendem Werkstudentenjob den Hormonring abgesetzt. Stressiger und unachtsamer ging es zu der Zeit kaum – Studentenleben gekoppelt mit strengem Berufsleben. Wissen zu Hormonhaushalt? Hatte ich null. Rückblickend war es also kein Wunder, dass das Post-Pill-Syndrom bei mir so reingehauen hat.

Organe bei Regeneration unterstützen

Hast du nun auf die hormonelle Verhütung verzichtet, gibt es vier Organe, die du jetzt bei der Regeneration unterstützen solltest, um ein Gleichgewicht in deinen Hormonhaushalt zu bringen.

  • Schilddrüse: Kurbel deine Hormonproduktion an, in dem du deine Schilddrüse mit wichtigen Nährstoffen und Vitaminen versorgst.
  • Leber: Sorge mit der Entgiftung deiner Leber für deine Hormongesundheit. Verzichte dabei weitesgehend auf Genussgifte! 
  • Darm: Fördere nach dem Absetzen der Pille deine Darmgesundheit, in dem du vor allem darmfördernde Lebensmittel zu dir nimmst (Probiotika, Sauerkraut, Kimchi).
  • Nieren: Unterstütze deine Nebennieren bei der Regulation des Stresshormons Cortisol, in dem du viel Wasser trinkst und dich ausreichend bewegst. 

Um den Artikel hier nicht ausarten zu lassen, gibt es dazu bereits einen eigenen, sehr ausführlichen Artikel:

Pille abgesetzt: Diese Organe brauchen jetzt deine Hilfe

Schwanger werden trotz Post-Pill-Syndrom

Gehörst du zu den Frauen, die die Pille abgesetzt haben, um schwanger zu werden und jetzt unter dem Post-Pill-Syndrom leiden? Du fragst dich, ob es für dich überhaupt möglich ist, schwanger zu werden?

Die Antwort ist ganz klar: JA!

Zunächst ist das Post-Pill-Syndrom temporär. Zyklus für Zyklus wird sich dein Hormonhaushalt einpendeln. Ich weiß, dass mit einem stark ausgeprägten Kinderwunsch jeder Monat zählt und es schwer ist, ruhig und entspannt zu bleiben. Jedoch ist ein wenig Geduld gefragt.

Die Voraussetzung für eine Schwangerschaft ist ein Eisprung, der pro Zyklus genau einmal stattfindet.

Kommt es genau dann zur Befruchtung, wirst du schwanger. Dieser Eisprung findet 14 Tage vor deiner Periode statt. Hast du aktuell nur sehr selten deine Periode oder nahezu gar nicht, wird es mit dem Schwangerwerden schwieriger. Die Anzahl deiner Zyklen und somit Eisprünge ist damit geringer – jedoch ist es nicht unmöglich.

Um deine fruchtbaren Tage herauszufinden, ist es erforderlich, dass du deinen Zyklus genau beobachtest. Das geht am besten mit der NFP-Methode. Du findest einige Artikel dazu hier in meinem Blog-Magazin.

Meine Erfahrungen mit dem Post-Pill-Syndrom

Zu guter Letzt noch ein paar Worte, wie das Post-Pill-Syndrom bei mir persönlich abgelaufen ist. Etwa drei Monate nach dem Absetzen des Hormonrings trat das erste Symptom auf: Meine Menstruation kam und kam nicht. Eine Schwangerschaft konnte ich zu dem Zeitpunkt ausschließen.

Es folgten recht starker Haarausfall, unter dem ich ehrlich gesagt am meisten litt. Eine ölige Gesichtshaut gesellte sich dazu.

Als sich nach und nach dann sehr lange Zyklen einstellten, wurden diese begleitet von starken Blutungen und krampfartigen Regelschmerzen. Diese waren ohne Schmerztabletten nicht auszuhalten und ich fiel dadurch bei der Arbeit regelmäßig aus.

Dieser ganze Zustand vollzog sich dann etwa ein ganzes Jahr, bis mein Zyklus sich auf gute 30 Tage eingependelt hat, die Haare wieder nachwuchsen, meine Haut sich normalisierte und ich so langsam verstand, wie ich meinen Körper bei dem Hormonchaos unterstützen konnte. 

Ich sags dir: Ein gesunder Lifestyle macht sehr viel aus! Insbesondere gab es bei mir die Regel: Kein Alkohol in den Tagen vor den Tagen – mit Erfolg.

Trotz dieses Post-Pill-Syndroms bin ich sehr froh, nun auf hormonelle Verhütungsmethoden zu verzichten. Mir ging es so viel besser – die Vorteile überwogen:

  • Gewichtsabnahme nach vielen Jahren Diät-Quälerei.
  • Plötzlich Migräne-frei – vorher starke Medikamente.
  • Ich fühlte mich viel losgelöster und war ausgeglichener. 
  • Ich entdeckte nicht nur meinen Zyklus, sondern auch meine Libido.

Es fühlte sich an, als wäre ich unter den künstlichen Hormonen die vielen Jahre mit angezogener Handbremse durchs Leben gefahren. Alles war irgendwie immer anstrengend und ich schnell angespannt. Ich hielt das für normal oder registrierte es gar nicht.

Ohne die künstlichen Hormone ging alles leichter, ich war leistungsfähiger und entwickelte zudem eine intensive Beziehung zu meinem weiblichen Körper, die ich vorher nie hatte. 

Überlegst du die Pille abzusetzen? Was hält dich noch zurück?

https://www.hallo-uterus.de/zyklus-kurs-kinderwunsch/

Foto: pexels-anna-shvets