Mit ihrer Erfindung Pinky Gloves glauben zwei Business-Dudes, Frauen einen großen Gefallen zu tun. Das Gegenteil ist der Fall.
In einer aktuellen Folge der Höhle der Löwen stellen zwei Männer, die sich bei der Bundeswehr kennenlernten, ihr Frauenversteher-Produkt vor und glauben, damit für Frauen ein riesiges Problem lösen zu können. Nämlich, wie sie ihren Menstruationsmüll so entsorgen können, dass es niemand mitbekommt. Leider haben sich die Herren keine Mühe gemacht, sich dem Thema Menstruation wirklich einmal anzunehmen und zu verstehen, was das tatsächliche Problem aller Frauen ist. Doch beginnen wir von vorn.
Was sind Pinky Gloves?
Pinky Gloves sind pinkfarbene Einweghandschuhe, mit denen Frauen ihr benutztes Tampon oder ihre Binden entfernen können und dabei nicht anfassen müssen. Gleichzeitig können diese Handschuhe als kleiner Abfallbeutel genutzt werden. Praktisch, oder?
Was ist das Problem an Pinky Gloves?
Da muss ich weiter ausholen, da das komplette Konzept von Pinky Gloves schlicht und ergreifend schrecklich ist. Die umfangreiche Kritik in den sozialen Medien an Pinky Gloves ist daher gerechtfertigt.
PINKY GLOVES SIND UMWELTSCHÄDLICH
Bis vor ein paar Jahren gab es als einzige Möglichkeit, die Periode “sauber und diskret” zu halten, Wegwerfprodukte wie Tampons und Binden. Mittlerweile gibt es dank Aufklärung viele umweltbewusste Alternativen wie die Menstruationstassen oder Periodenunterwäsche. Statt dieser Bewegung zu folgen, wird mit der Erfindung Pinky Gloves noch ein weiteres Wegwerfprodukt entwickelt, das lediglich dafür da ist, die bisherigen Wegwerfprodukte nochmal extra zu verpacken und sie dann erst im Müll zu entsorgen. Aus Plastik. Das ist an keiner Stelle nachhaltig gedacht und führt dazu, dass wir unseren Planeten und der Umwelt noch mehr schaden.
PINKY GLOVES BEDIENEN KLISCHEES
Ein Menstruationsprodukt (das ausschließlich für Frauen gedacht ist), im schreienden Pink zu lancieren, die Website komplett Pink zu gestalten und es auch noch Pinky zu nennen, ist so klischeebehaftet, das mir schlecht wird. Auch wenn es natürlich Frauen gibt, die Pink mögen (und das auch dürfen), gibt es viele, die ungern in so eine Klischeeschublade gepackt werden zu wollen. In diesem Fall merkt man leider zu sehr, wer dieses Produkt für Frauen eigentlich gemacht hat: Nämlich Männer, die ein sehr eindeutiges, offenbar frauenfeindliches, Bild von Frauen haben. Frauen sollen immer sauber und rein sein, gut riechen und am liebsten pinke Kleidung tragen.
PINKY GLOVES BEFEUERN EIN TABU
Jahrelang wurde Frauen vorgegeben, sie sollen ihre Menstruation verstecken. Niemand soll wissen, wer gerade menstruiert bzw mit so einem intimen Detail belästigt werden. So werden zB Tampons immer heimlich ausgeliehen. Was für ein Schwachsinn! Seit Jahren kämpfen Frauen, Sportlerinnen und Unternehmen dafür, die Periode aus ihrer Tabuzone zu holen. Frauen bluten – Monat für Monat. Manchmal leiden sie darunter. Das ist verdammt nochmal total normal! Pinky Gloves vermitteln wieder das Gegenteil. Bitte berühr dich nur noch mit Handschuhen, wenn du menstruierst und verstecke danach dein Tampon im pinken Handschuh, sodass niemand etwas mitbekommt. Es stinkt dann ja auch nicht so. Frechheit, denn keine Frau sollte sich schämen müssen, weil sie gerade ihre Tage hat. #stopperiodshaming
PINKY GLOVES SIND ÜBERFLÜSSIG
Soso. Ein weiteres Produkt also, das Frauen auf jeden Fall für ihre Periode benötigen. Was für ein Unsinn! Es handelt sich dabei um einen Plastikhandschuh, den es als Einwegvariante in jedem Drogeriemarkt für ein paar Cent zu kaufen gibt. Wenn vielleicht auch nicht in pink. Der Preis von 12 Euro pro Packung ist damit die Ansage, dass diese zwei Herren Profit aus der monatlichen “Hilflosigkeit der Frau” schlagen möchten. Dafür dürfen sich die zwei gerne schämen!
Gibt es Alternativen zu Pinky Gloves?
Ja, ziemlich Tolle sogar. Ich bin seit Jahren weg von Einwegprodukten für die Monatshygiene und habe zuletzt sogar Free Bleeding ausprobiert. Auf dem Markt für clevere und fortschrittliche Menstruationsprodukte tut sich derzeit sehr viel. Folgende kann ich empfehlen:
Bio-Tampons und Bio-Binden
Wer sich jedoch ein Leben ohne Tampons oder Binden nicht vorstellen kann, hat mittlerweile die Möglichkeit, zu umweltbewussten Alternativen zu greifen. Diese Bio-Produkte haben einen 0% Chemie-Anteil und sehr gute Bewertungen:
Menstruationstasse
Der Wechsel zur Menstruationstasse war für mich life-changing: So hatte ich auf Anhieb deutlich weniger Schmerzen während der Periode. Zudem können Tampons und Binden mit dem Fassungsvermögen einfach nicht mithalten. Während ich Tampons gerne 5-6x am Tag wechselte, musste ich bei der Menstruationstasse an stärkeren Tagen nur 2-3x, an schwächeren Tagen nur 1-2x täglich dran denken. Zudem finde ich für mich die Menstruationstasse deutlich “sauberer”, da ich keinen Müll produziere. Mit dem folgenden Modell habe ich richtig gute Erfahrungen gemacht. Es sitzt sehr gut, merke es kaum und lässt sich auch leicht entfernen.
Lunette Menstruationstasse – Lila – Model 2 für normale oder starke Blutung
Periodenunterwäsche
Gerade dann, wenn die Periode ein wenig schwächer wird, fühle ich mich gar nicht mehr so wohl, wenn ich noch zwingend etwas in mich einführen muss. Dafür gab es bisher natürlich Binden, aber ich bin aus ökologischer Sicht auf Menstruationspanties umgestiegen. Zumal ich die Chemie in Binden nicht gut vertrage. Außerdem war ich neugierig – was für ein cooles Produkt! Diese hier sind bequem, bezahlbar und ich fühle mich damit sicher.
Intimate Portal Sensation Perioden Unterwäsche Hipsters mit Spitzenbesatz Menstruationsslips
Mehrwegbinden
Bisher nicht selbst probiert, aber es gibt viele Gründe, dies bald zu tun. Gerade an den schwächeren Tagen sicherlich eine gute Alternative. Mehrwegbinden werden auch nicht mit dem eingetrockneten Blut in die Wäsche gegeben, sondern nach Gebrauch einfach kurz mit kaltem Wasser ausgespült, bevor sie in den Wäschekorb kommen. Easy! Diese hier sind aus 100% Viskose, sind bei 60 Grad waschbar und scheinen der Renner zu sein:
