Du willst jetzt natürlich verhüten? Was du beachten musst, wenn du NFP nach der Geburt anwenden möchtest!

Als frisch gebackene Mami gibts oft andere Themen als die eigene Fruchtbarkeit und lebhaftes Sexualleben wieder zurück zu erlangen. Doch spätestens zur Nachuntersuchung bei der Gynäkologin kommt das Thema Verhütung wieder auf den Tisch. Möchtest du NFP nach der Geburt anwenden? Dann lass dich nicht davon abbringen.

Auch dann nicht, wenn die Gynäkologin sagt “aber Sie haben ja noch keinen regelmäßigen Zyklus”. Das ist auch richtig, aber das war noch nie ein Ausschlusskriterium für die Verhütung durch Zyklusbeobachtung beziehungsweise NFP.

Es gibt jedoch ein paar Dinge für dich zu beachten.

  1. Du bist bisher mit NFP (Natürliche Familienplanung) nicht vertraut? Dann ist es wichtig, dass du zunächst ein generelles Verständnis für den weiblichen Zyklus entwickelst und wirklich verstehst, was da Monat für Monat vor sich geht. Die wichtigste Info: 

Du hast erst deinen Eisprung, dann deine Periode!

Es besteht der Irrglaube, dass nach der Geburt erst dann wieder eine Schwangerschaft möglich ist, nachdem die Frau wieder ihre Periode hat. Doch das ist falsch und der Grund dafür, warum viele Frauen kurz nach der ersten Geburt wieder schwanger werden. Um überhaupt eine Regelblutung zu bekommen, benötigt dein Körper vorher einen Eisprung – und dieser findet 14 Tage vor Eintreten deiner Periode statt. Schnackselst du also genau zu diesem Zeitpunkt mit deinem Partner, kannst du ziemlich zackig schwanger werden.

  1. Zyklusbeobachtung. Wie wann wo hast du denn jetzt überhaupt deinen Zyklus nach der Geburt? Quasi ab jetzt. Denn der Tag der Geburt deines Kindes ist als Zyklustag 1 zu betrachten. Der erste neue Zyklus beginnt. Die Frage ist lediglich, wie lange er dauern wird. Wie viele Wochen? Oder wie viele Monate? Mit NFP beobachtest du deinen Zyklus und weißt aufgrund des Eisprung, dass du in circa zwei Wochen das erste Mal deine Periode bekommen wirst.

NFP nach Geburt: Stillen oder nicht stillen – macht das einen Unterschied?

Ja, macht es. Stillende Frauen bekommen nach der Geburt nicht so schnell ihre Periode zurück – sie haben demzufolge lange noch keinen regelmäßigen oder erwartbaren Zyklus. Bei nicht-stillenden Frauen kehrt die Monatsblutung meist schon wenige Wochen nach der Geburt zurück und wird zügig wieder regelmäßig.

NFP in der Stillzeit – Baby wird voll gestillt

Innerhalb der ersten sechs Monate nach Geburt gibt es die wissenschaftliche Erkenntnis, die sich mit dem stillbedingtem Ausbleiben der Periode auseinandersetzt und besagt, dass während dieser Zeit eine Fruchtbarkeit zu 98 Prozent ausgeschlossen ist, wenn die Frau folgende Regeln einhält:

  • Baby ausschließlich Muttermilch trinkt und nach Bedarf gestillt (immer dann, wenn das Baby trinken möchte und nicht zu bestimmten Uhrzeiten)
  • Baby erhält die Muttermilch ausschließlich aus der Brust, d.h. kein Abpumpen und aus der Flasche verabreichen
  • die Stillabstände tagsüber nicht länger als vier Stunden und nachts nicht länger als sechs Stunden betragen
  • die Frau stillt ihr Baby mindestens sechsmal täglich
  • Frau verwendet keine Stillhütchen
  • das Baby keinen Schnuller hat
  • das Baby nicht älter ist als sechs Monate

NFP nach Geburt – Baby wird teil gestillt

Kann oder möchte die Mutter sich an diese “Regeln” nicht halten oder füttert zu, kann etwa drei Monate nach Geburt mit NFP begonnen und der Zyklus beobachtet werden. Da stillende Frauen mit ihrer Körpertemperatur nicht so stabil sind, wird die Dokumentation eine wackelige Kurve herbeiführen. Ich empfehle hier also nur Frauen, die bereits Erfahrung mit NFP haben, sich dann auf ihre Kurvenauswertung nach den NFP-Regeln zu verlassen.

Unerfahrenen NFP-lerin empfehle ich, diese Zeit als Probezyklen zu nutzen. Früh anfangen zahlt sich aus. Gewöhne dich ans Temperaturmessen und Dokumentieren, aber nutze vorsichtshalber noch eine zusätzliche Barriere-Methode zum Verhüten, zB das Kondom oder Diaphragma. Beginnt deine Regelblutung zurückzukehren, bist du schon geübt und kannst dich an die Auswertung deiner ersten Kurven machen – und nach ein bis zwei Zyklen bereits sicher verhüten.

Achtung! Zervixschleim in der Stillzeit

Wie immer bei der NFP-Methode wertest du neben der Temperaturmessung den Zervixschleim aus. Beobachtet die Frau eine Veränderung des Zervixschleims, also findet sie welchen (egal welcher Qualität), sollte stets sofortige Fruchtbarkeit angenommen werden.

Zusätzlich wartest du nach einem vermuteten Schleimhöhepunkt vier statt der gewöhnlichen drei Tage, bevor wieder eine Unfruchtbarkeit angenommen wird und ungeschützter Verkehr stattfindet. Der Zervixschleim sollte zu diesem Zeitpunkt vollständig zurückgegangen sein. Ist er dies nicht, handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um einen Schleimhöhepunkt.

NFP nach Geburt: Wenn die Frau nicht stillt

Kann oder möchte eine Frau nach der Geburt nicht stillen, kehrt die Fruchtbarkeit recht zügig zurück. Oftmals nach knapp einem Monat, sobald der Wochenfluss nachgelassen hat. Dies erleichtert die Verhütung mit der NFP-Methode nach der Geburt enorm. Du kannst dann direkt mit der Zyklusbeobachtung – also Temperaturmessen und Schleimbeobachtung – beginnen und ganz normal auswerten. Stellst du eine erste höhere Messung und demzufolge einen Eisprung fest, ist die natürliche (sichere) Verhütung mit NFP im nächsten Zyklus bereits möglich.

Meine Erfahrung: Nach Geburt natürlich verhüten mit NFP

Da ich bereits lange vor meinen beiden Schwangerschaften erfolgreich mit der NFP-Methode verhütet hatte, war für mich klar, dies auch nach den Geburten fortzuführen. In beiden Fällen habe ich voll gestillt. Die genannten Regeln trafen bei mir voll und ganz zu, weshalb ich erst nach einem halben Jahr (mit Beginn der Beikostphase) wieder angefangen habe, meinen Zyklus zu beobachten.

Mehr als eine wackelige Kurve kam lange nicht dabei heraus – einen Eisprung hätte ich jedoch (meines Erachtens) erkannt. Dieser trat bei mir nach der ersten Schwangerschaft jedoch wirklich erst knappe drei Wochen nach dem vollständigen Abstillen auf, was bei mir etwa 13 Monate nach Geburt der Fall war. Aktuell befinde ich mich ein halbes Jahr nach der Geburt meines zweiten Kindes – ich starte also jetzt wieder mit der Beobachtung meines Zyklus.

Weitere Erfahrungsberichte zur Verhütung nach der Geburt und NFP findest du im NFP-Forum.

Fazit: NFP-Methode nach Geburt

Grundsätzlich empehle ich IMMER die NFP-Methode als Verhütung und generell den Zyklus mit seinen Merkmalen zu beobachten. Als sichere Verhütungsmethode nach der Geburt rate ich jedoch zunächst nur Frauen dazu, die die Methode vor der Schwangerschaft bereits sicher angewandt hatten. Neulingen empfehle ich in jedem Fall, zusätzlich eine Barrieremethode zu benutzen bis genug Übungszyklen die Anwendung sicher machen. 

Abraten möchte ich in jedem Fall von hormonellen Verhütungsmethoden nach der Geburt. Es handelt sich dabei natürlich um meine persönliche Meinung, aber ich selbst möchte in meinen natürlichen Zyklus nicht eingreifen. Möchtest du ds auch nicht, dann lass dich bitte nicht von den vielen Meinungen im Umfeld davon abbringen. NFP geht auch nach einer Geburt – es braucht lediglich etwas Geduld und Übung!

Foto von Nataliya Vaitkevich